Die Suiten für Violoncello solo von J. S. Bach begleiten mich schon fast ein Leben lang. Mit acht Jahren habe ich eine Aufnahme von Pablo Casals gehört, dies hat mich so ergriffen. Mein Bruder spielte damals die Suiten auf der Violine. Mit zehn Jahren habe ich zwei Sätze von Suite I in der Musikschule vorgespielt. Ich musste zuerst meinen Lehrer von diesem Vorhaben überzeugen... und habe wie verrückt geübt.

Die Suiten sind ein zentrales Werk der Celloliteratur. Ich würde sogar sagen, es ist eines der populärsten Solowerke für ein Melodieinstrument überhaupt. Im 17. Jahrhundert diente das Cello in erster Linie zum Continuospiel, also zur Bass-Begleitung.

Kaum wurde das Cello als Soloinstrument entdeckt, hat Bach dieses wunderbare Werk geschaffen. Sowohl von der kompositorischen Qualität wie auch von seinem Umfang suchen die Suiten bis heute seinesgleichen.

Ohne dieses Werk wäre ich wahrscheinlich gar nicht Berufsmusiker geworden. Für mich steht es im wohltuenden Kontrast zum heutigen globalisierten Musikbusiness, wo einige Wenige das Sagen haben: Jeder Cellist kann dieses Werk spielen und aufführen. Jede Interpretation ist wieder anders und persönlich, und doch ist es immer Bach.

Im Jahre 2001 habe ich alle sechs Suiten eingespielt und beim Label Swiss Pan veröffentlicht. 20 Jahre später habe ich nun alles nochmals neu einstudiert. Es liegen auch die Noten in Druckfassung vor; meine persönliche Interpretation. Mit keinem anderen Werk der Celloliteratur habe ich mich so tief auseinandergesetzt – bald ein halbes Jahrhundert. Gerne möchte ich Menschen auf diese Klangreise mitnehmen und meine Faszination mit ihnen teilen.